„Ein lachendes, ein weinendes Auge“ – unsere stellv. Geschäftsführerin Ines Helm verabschiedet sich
Nach mehr als 30 Jahren verabschiedet sich Ines Helm, stellvertretende Geschäftsführerin unseres ASB Regionalverbandes Leipzig, in den wohlverdienten Ruhestand und blickt noch einmal in einem Gespräch auf „ihre ASB-Jahre“ mit vielen Ereignissen, Herausforderungen und tollen Momenten zurück.
Liebe Frau Helm, Sie werden nun in wenigen Tagen ihren letzten Arbeitstag beim ASB Leipzig haben. Können Sie sich noch an ihren ersten Arbeitstag vor mehr als 30 Jahren erinnern?
Ja, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Es war der 2. Januar 1993 und der ASB Leipzig „hausierte“ in einem kleinen Büro in der Breite Straße in Leipzig-Reudnitz. Ich hatte als neue Verwaltungsangestellte erst keinen eigenen Schreibtisch oder Stuhl. Der Ofen musste geheizt werden, in der Küche wurde das Mittagessen gekocht, es wurde dort aber auch geraucht und die Küche war – wie auch heute noch – der zentrale Punkt für den Austausch und die interne Kommunikation unter den Mitarbeitern.
Meine spätere Geschäftsführerin Marion Zimmermann - damals Verwaltungsleiterin in der Poliklinik Ost - begegnete ich noch bei meiner Tätigkeit im Sozialamt der Stadt Leipzig, wo der finanzielle Rahmen für die Polikliniken besprochen wurde. Wir absolvierten beide dann später ein begleitendes Wirtschaftsstudium und auf unseren langen Zugfahrten nach Karlsruhe lernten wir uns näher kennen. Irgendwann kam der Anruf und die Frage von ihr, ob ich nicht Lust hätte, beim Aufbau des Leipziger ASB-Verbandes mitzumachen.
Und wie sahen dann die Aufbaujahre nach der politischen Wende aus?
Die 1990er-Jahre waren eine verrückte Zeit. Vieles war möglich und Chancen konnten genutzt werden. Es war sehr spannend, aber auch sehr arbeitsreich. Vieles musste komplett verändert werden, neu strukturiert oder aufgebaut werden. Die alten Systeme galten ja nicht mehr.
Frau Zimmermann und ich hatten ein „Agreement“ getroffen: Sie machte „alles nach außen“ und ich „alles nach innen“ und hielt ihr damit den Rücken frei, um neue Ideen voranzubringen und umzusetzen. Mein Arbeitsschwerpunkt waren die Verwaltungsprozesse, die Finanzen, Bewerbungen und Fördermittel für neue Projekte und so weiter. Der „Kuchen“ wurde buchstäblich neu verteilt in Leipzig und Umgebung.
Und dann kam das Millenium und die 2000er-Jahre. Da wurde es doch dann sicher ruhiger nach all der Aufbauarbeit, oder?
In den 2000er-Jahren ging es natürlich weiter mit den Ausbau der ASB-Dienstleistungen, neue Einrichtungen oder Bereiche kamen hinzu und konnten eröffnet werden.
Später hielt uns der Bau des ASB-Objektes „Am Sonnenpark“ in Leipzig-Probstheida „auf Trab“ und brachte uns fast an unsere Belastungsgrenzen. Frau Zimmermann war nun täglich auf der Baustelle und hatte faktisch die Bauleitung übernommen. Ich kümmerte mich um Verträge, Finanzen, die Betriebserlaubnis und die vielen Anfragen von interessierten Mietern für das Betreute Wohnen – und um alle anderen Bereiche, die ja auch noch da waren.
Es lag zwar ein preisgekrönter fertiger Architekturentwurf vor, doch gab auch damals schon Verzögerungen und Schwierigkeiten beim Bauen. Am 7. September 2012 konnte dann die Eröffnung groß gefeiert werden. Die Gäste kamen durch die Vordertür rein – und die Handwerker gingen durch die Hintertür raus. Frau Zimmermann verteilte an die ersten Mieter Eisbecher-Gutscheine als Trost für die Unannehmlichkeiten beim Einzug.
Der „Sonnenpark“ mit seinem Motto „Alles unter acht Dächern“ ließ sie auch in den Folgejahren nicht los …
Ja, „meine Sonne“ ist mir tatsächlich besonders ans Herz gewachsen, wir haben dort tolle Veranstaltungen erlebt – Sommer- und Weihnachtsfeste, Musik & Tanz, Vernissage, Tagungen & Kongresse und vieles mehr. Und dann war da ja noch das Seniorenbüro mit der Begegnungsstätte „Kregeline“, die aus Stötteritz zu uns kam.
Ich hatte ja zeitweise auch die Objektleitung inne, und es war schon nicht ganz einfach, die verschiedenen Bereiche jeden Tag gut miteinander zu verbinden, schließlich ist das Klientel, das wir mit unseren Angeboten ansprechen wollen, sehr unterschiedlich.
Der Mix aus der Funktion Geschäftsführung und Objektleitung machte mir aber auch einen guten Perspektivwechsel möglich. So manche Regelung, die ich als Geschäftsführerin auf den Weg brachte, habe ich dann bei der Umsetzung als Objektleiterin eher kritisch betrachtet.
Apropos Perspektive, wenn Sie einmal über all die vielen Jahre „schweben“, was hat sich am meisten verändert?
Na, das ist ganz eindeutig die Digitalisierung, die ja gefühlt jeden Tag weiter voranschreitet. Andererseits aber auch leider die Bürokratie – Formulare, Anträge, viele Auflagen und Verpflichtungen für den Antragsteller. Alles wird abgesichert. Aber auch der ASB hat sich verändert, die Belegschaft ist jünger geworden und die Männerquote hat zugelegt. Das freut mich sehr.
Und was war der schönste ASB-Moment für Sie?
Da muss ich nicht lange überlegen, das war erst letzte Woche, die tolle Überraschung mit einer kleinen, aber feinen Abschiedsfeier im Tipi-Zelt, die mir meine Kolleginnen und Kollegen bereitet haben – und die berührenden Video-Grüße, an denen ich noch lange Freude haben werde.
Aber es gibt natürlich auch andere schöne ASB-Momente. Das war immer dann, wenn die Herausforderungen groß waren, wir alle gemeinsam angepackt haben, alle Reserven mobilisiert haben, uns gegenseitig unterstützt haben. Da könnte ich jetzt viele Beispiele nennen – nur diese zwei vielleicht: das tolle Miteinander in den Corona-Jahren trotz aller widrigen Umstände – von Masken nähen bis Impfaktionen. Aber auch die Inbetriebnahme der Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine, als wir in einer „Blitzaktion“ 25 Mitarbeiter vor Ort eingestellt haben - mit Arbeitsvertrag, Unterweisung, Dienstkleidung – alles an einem Nachmittag.
Wenn man so lange als Geschäftsführerin eines großen Wohlfahrtsverbandes tätig war, gab es sicher auch schwierige Momente oder Entscheidungen?
Ja, das bleibt wahrscheinlich nicht aus. Das waren dann die Phasen, in denen wir aus unterschiedlichsten Gründen Dienstleistungen oder Bereiche schließen oder abgeben mussten – und damit auch die Mitarbeiter kündigen mussten, sofern sie nicht anderweitig im ASB eingesetzt werden konnten. Und eine große Belastung für uns alle war die Corona-Zeit, nicht nur für die Mitarbeitenden, besonders für die älteren pflegebedürftigen Menschen, die wir betreuen und versorgen. Aber auch für die Kinder in der Kita „Eilenburger Heinzelmännchen“ war es keine einfache Zeit.
Liebe Frau Helm, wenn Sie sich jetzt verdientermaßen zurücklehnen …
Es bleibt das gute Gefühl, dass der ASB Regionalverband Leipzig eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat - trotz aller Herausforderungen, die noch kommen werden. Ich kann mit einem guten Gefühl in den Ruhestand gehen. Wir haben den Generationswechsel in der Geschäftsführung gut gemeistert und den Verband in kompetente Hände übergeben. Unter der Führung von Frau Anna Naumann und ihrem Leitungsteam wird es erfolgreich weitergehen. Dessen bin ich mir sicher und wünsche ihr alles Gute und viel Kraft.
Auf das was kommt, freue ich mich sehr. Mein Mann konnte ja schon 1 Jahr Ruhestand „üben“ und die Planung für Termine und Erlebnisse läuft bereits auf Hochtouren. Nun werden wir die neue, freie Zeit gemeinsam nutzen können. Ich freue mich darauf, auf die Zeit im Garten, auf Reisen, bei kulturellen Veranstaltungen und mit der Familie. Und natürlich werde ich den ASB „im Blick“ behalten und immer mal vorbeischauen.
Ich wünsche meinen Kolleginnen und Kollegen alles, alles Gute und danke herzlichst für die großartige Zusammenarbeit, den tollen Teamspirit und das schöne Miteinander beim ASB Leipzig. Machen Sie es gut.
Vielen Dank für das persönliche Gespräch. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die nun kommende "neue Zeit".
Das Gespräch führte Kathrein Trute, Referat Kommunikation/Marketing
Leipzig, 20. Dezember 2023